twitter101dh: Super-Experiment zu Twitter, Bibliotheken und COVID-19

Visualisierung eines Twitterarchives zu #closedbutopen

Einreichungsteam: Ulrike Wuttke, Fachhochschule Potsdam (@UWuttke); Daniel Brenn (@galdring); Lisa Kolodzie (@pink_pintera); Mareike König (@Mareike2405)

Superexperiment Daten- & Toolbuddies: Sophie Schneider (@Bibwiss), Paul Ramisch (@paul_ramisch)

Twitter-Hashtag: #twitter101dh

In unserem Twitter-Labor im Rahmen der vDHd2021 wollen wir verschiedene Experimente rund um Twitterdaten zum Thema Covid19 und Bibliotheken durchführen: angefangen vom Scrapen, über use cases zur Analyse von Kommunikationsverhalten, Inhalten (wie wandeln sie sich und ihre Angebote, auch für Mitarbeiter:innen) und Netzwerken von Bibliotheken und Bibliothekar:innen (siehe auch unten die ausführliche Beschreibung). Das Twitter-Labor richtet sich an Einsteiger:innen auf dem Gebiet, die Tweet-Experimente schon immer spannend fanden, aber nicht wissen, wie sie es anstellen sollen. Wir lernen und experimentieren gemeinsam unter der Anleitung von erfahrenen Daten- und Tool-Buddies in vier Datensalons: Tweet-Scraping, Forschungsfragen entwickeln, Netzwerkanalysen und Inhaltliche Analysen. Rechtliche und ethische Fragen werden in unseren Twitter-Experimenten ebenfalls Gegenstand der Diskussionen sein.

Termine der Datensalons:

  1. Tweet-Scraping: Erstellen des Corpus und Vorbereitung: Montag, 08.03.2021, 16-18 Uhr. Mit Paul Ramisch
  2. Forschungsfragen entwickeln!: Montag, 15.03.2021, 16-18 Uhr
  3. Netzwerkanalysen: Montag, 22.03.2021, 16-18 Uhr. Mit Sophie Schneider und Paul Ramisch
  4. Inhaltliche Analysen: Dienstag, 30.03.2021, 16-18 Uhr

Bewerbung: Call for Tweets: Teilnehmende für Twitter-Superexperiment “Bibliotheken und Covid-19” gesucht #twitter101dh

Weitere Informationen hier.

Ausführliche Beschreibung des Super-Experiments

Social Media-Kanäle dienen der offiziellen und inoffiziellen Kommunikation, dem Wissensaustausch und der Verbreitung von Content mit zeit- und ortsunabhängiger Reichweite. Der Mikroblog-Dienst Twitter gehört neben Facebook und Instagram zu den etablierten Social Media-Kanälen, der auch in der Wissenschaft genutzt wird. Dies gilt insbesondere für die Digital Humanities-Community, die nicht nur selbst prominent auf Twitter vertreten ist, sondern dessen Daten zugleich immer häufiger zum Analyseobjekt macht (vgl. z. B. Manuel Burghardt (2015), “Introduction to Tools and Methods for the Analysis of Twitter Data”, in: 10plus1: Living Linguistics 1). Sie bieten spannende Möglichkeiten zur Untersuchung des Kommunikationsverhaltens von Individuen und Institutionen sowie zur Analyse ihrer Netzwerke. Doch ohne Fleiß kein Preis: Twitterdaten sind in vielerlei Hinsicht zugleich ein ungewöhnliches Analyseobjekt und stellen Enthusiast:innen vor methodische und technische Herausforderungen, u. a. im Hinblick auf das retrospektive Scraping der proprietären Daten von Twitter, im Bereich inhaltlicher Analysen aufgrund ihrer Kürze, fehlenden Kontexts, der Verwendung von Abkürzungen und ungewöhnlicher Akronyme, sowie aufgrund der eingebetteten Medien, verlorene Links etc.

In unserem Twitter-Labor wollen wir verschiedene Experimente rund um Twitterdaten durchführen: Verschiedene Möglichkeiten des Exports werden exploriert und anschließend computergestützte Netzwerk- und Inhaltsanalysen ausprobiert. Dabei sollen die Bibliotheken im Fokus stehen. Wie wandeln sich Außendarstellung und Angebote angesichts der COVID19-Pandemie? Welche Netzwerke existieren oder entstehen und wie reagieren diese? Was sind die Einzelmeinungen von Bibliothekar:innen auf individueller Ebene? Das Twitter-Labor richtet sich an Einsteiger:innen auf dem Gebiet, die eine Analyse von Social Media schon immer spannend fanden, aber bislang noch keine Gelegenheit zum Ausprobieren hatten. Wir lernen und experimentieren gemeinsam!

Hintergrund

Bibliotheken als öffentliche Einrichtungen, Lern- und Aufenthaltsorte sowie Informationsvermittler waren im Verlauf des Jahres 2020 durch die COVID-19-Pandemie stark betroffen. Sie mussten relativ plötzlich (teilweise) schließen, neue Wege zu ihren Nutzer:innen finden und sich “neu erfinden”. Dabei wollen wir untersuchen, wie Bibliotheken einerseits die Erhaltung präsenzbasierter Services und andererseits den Ausbau digitaler Angebote, wie Datenbanken und eMedien, balanciert haben und mit welchen Mitteln der Aufbau neuer Services, wie z. B. Online-Schulungen, an die Nutzer:innen kommuniziert wurde. Hashtags wie #closedbutopen #bibathome oder #bibliothekensindda wurden unter anderem verwendet, um Aktivitäten während der Schließungen gesammelt wiederzugeben. Genau für diese Kommunikation interessieren wir uns.

Framing & Proof of Concept

Die Methoden werden bei unseren Terminen im Vordergrund stehen. Die Formulierung der Forschungsfragen und die Entwicklung von Strategien zu ihrer Beantwortung sind dabei Teil des Experiments. Anhand der Tweets und des Twitterverhaltens von offiziellen Bibliotheksaccounts können genauere Einsichten in die Änderungen der Kommunikation und der Öffentlichkeitsarbeit gewonnen werden. Erste Forschungsfragen könnten dabei sein: Wurden auf Grundlage der bestehenden bibliothekarischen Netzwerke und Verbünde neue Kooperationen aufgebaut? Gab es einen Austausch oder eine Nachnutzung von entwickelten Services, oder organisierten die Einrichtungen ihre Angebote in einer Art Parallelevolution weitgehend selbst? Welche Aspekte standen bei den Bibliotheksmitarbeiter:innen im Vordergrund? Besteht eine Differenz zwischen der persönlichen Wahrnehmung der COVID-19-Krise bei einzelnen Mitarbeiter:innen mit der offiziellen Außendarstellung der Bibliotheken als Arbeitgeber? Rechtliche und ethische Fragen der Arbeit mit Twitterdaten werden in unseren Twitter-Experimenten ebenfalls Gegenstand der Diskussionen sein.

Warum ein Super-Experiment?

Ein spielerischer Umgang mit den Twitterdaten ermöglicht es den Teilnehmenden, sich anhand des Use Cases Bibliotheken und Corona experimentell und methodisch die Nutzung von Social-Media-Analysen zu erarbeiten. Neben dem Erlernen von methodischen Fertigkeiten erwarten wir zugleich einen Erkenntnisgewinn zur Twitter-Kommunikation zum Thema Bibliotheken und COVID-19.

Der Weg zu den Erkenntnissen ist ein wesentlicher Bestandteil der Einreichung und dieses Formates. Deshalb werden die angestellten Überlegungen, Werkzeuge und fehlerhaften Annahmen dokumentiert und als reguläre Bestandteile des Experiments vorgestellt. Dies geschieht in interaktiver Form, um interessierte Menschen sowohl während der Analyse teilhaben zu lassen, als auch die Resultate nachnutzbar zur Verfügung zu stellen. Als Motto gilt uns: Einfache Twitter-Scraping-und-Analyse-Rezepte zum Nachkochen. Wir denken dabei an die Entwicklung bzw. Bereitstellung von begleitenden Blogposts aka Tutorials, Toolkritiken, Codeschnipseln (z. B. über GitHub oder Jupyter-Notebooks, die vDHd-Webseite sowie ggf. Kooperationen mit externen Partnern).

Format

Wir werden mit einer Reihe von vier Mini-Sessions (“Datensalons”) über den Zeitraum vom 8. März bis 1. April 2021 verteilt arbeiten (siehe oben Termine der Datensalsons). Dazwischen werden Nach- und Vorbereitungen in Form von Break-Out-Sessions für spezifische Fragestellungen und Problematiken über Videokonferenzen und einem Chatkanal durchgeführt. Wir arbeiten so interaktiv wie möglich: Für die einzelnen Sessions und Live-Experimente laden wir Expert:innen ebenso herzlich zur Teilnahme ein wie Anfänger:innen. Max. TN-Zahl: 15.